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Hetzjagd auf Raucher muss ein Ende haben

Hetzjagd auf Raucher muss ein Ende haben

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Foto: Getty
Ein Rentner soll aus seiner Wohnung fliegen, weil er raucht. Der abstruse Fall wirft Fragen auf: Wo enden berechtigte Interessen Dritter? Was ist eigentlich noch Privatsache? Und wer kann sich seiner Lebensführung noch sicher sein?

Düsseldorf. 

Die Geschichte klingt wie aus dem Satiremagazin: Ein Düsseldorfer Rentner soll aus seiner Wohnung geworfen werden, weil er angeblich zu viel raucht – nämlich 20 Zigaretten pro Tag (sagt er). Mit Verlaub: Geht’s noch?

Dass in öffentlichen Gebäuden nicht mehr geraucht werden darf: geschenkt. Dass der blaue Dunst in NRWs Kneipen und Restaurants rigoros verboten wurde: geht in Ordnung. Aber nun auch noch das Rauchen in den eigenen vier Wänden – und als solche zählen vor dem Gesetz auch Mietwohnungen – regeln zu wollen: Das geht zu weit. Hier bahnt sich eine Kontrolle von Lebensgewohnheiten an, die über das Maß des Erträglichen (und demokratisch legitimierbaren) hinausgeht.

Begründet wird die abstruse Nummer – natürlich – mit Nichtraucherschutz. Und dem subjektiven Gefühl der Belästigung seitens nicht rauchender Nachbarn. Das Nichtraucherschutz-Argument ist absurd: Passivrauchen durch Wände und geschlossene Wohnungstüren hindurch, und zwar im gesundheitsschädlichen Maße – wie soll das funktionieren? Wohl gemerkt: Es geht im vorliegenden Fall um den Zigarettenkonsum in einer Wohnung, nicht etwa auf einem Balkon. Würde man alle Raucher eben dorthin verbannen: Etwaige Gesundheitsgefahr wie auch Geruchsbelästigung würden erst recht zum Problem. Viel mehr, als wenn jeder in seiner Wohnung raucht.

Geruchsbelästigung von Nachbarn – Was darf man künftig noch kochen?

Und was die Geruchsbelästigung angeht: Folgt man dieser Argumentation konsequent, müssten ebenso – wenn nicht sogar vorrangig – die Zubereitung von Fischgerichten, Sonntagsbraten, zahlreichen Speisen mit asiatischen Gewürzen oder auch von Rezepten mit Innereien (man denke an Pansen) in der heimischen Küche verboten werden. Oder gleich das Kochen daheim generell. Denn so ziemlich jedem sind andere Gerüche zuwider.

Unterm Strich ist die Düsseldorfer Gerichtsposse ein Warnsignal. Ein Symptom für wachsende Intoleranz. Und sie sollte zum Nachdenken anregen: Könnte es sein, dass Sie Ihre Wohnung eines Tages verlieren, weil der neue Nachbar keinen Fisch mag?