Veröffentlicht inDuisburg

Staatssekretär in Marxloh: „Wie in den Slums in Rumänien“

Staatssekretär in Marxloh: „Wie in den Slums in Rumänien“

106879676-155.jpg
Foto: Funke Foto Services
Integrations-Staatssekretär Thorsten Klute besucht Duisburg-Marxloh. Er sieht Müll, erlebt schlechte Wohnbedingungen und besucht Hilfsprojekte.

Duisburg. 

24 Stunden im „Lebensraum der Roma“ haben dem NRW-Staatssekretär für Integration, Thorsten Klute, die Erkenntnis gebracht, dass einige Menschen an der Hagedornstraße und in deren Umfeld „genauso leben wie in den Slums in Rumänien“. Das gelte es zu ändern. Klar ist ihm aber: „Es gibt keine einfache Lösung.“ Seine Eindrücke, die er von Mittwochmittag bis zum späten Donnerstagvormittag sammelte, nimmt er mit nach Düsseldorf, um dort nach Möglichkeiten zu suchen, wie man Marxloh helfen kann.

„Ungeschönt“ wollten SPD-Landtagsabgeordneter Frank Börner und der Stellvertretende Hamborner Bezirksbürgermeister Claus Krönke (SPD) dem Gast die Marxloher Problemviertel zeigen. Doch die Anwohner machten teilweise einen Strich durch die Rechnung: Einige schwangen im Laufe des Mittwochs die Besen, so dass die Berge von Abfall auf den Bürgersteigen bei Ankunft des Düsseldorfers deutlich kleiner waren, als noch ein paar Stunden zuvor. Und doch bekam Klute Dinge zu sehen, die man sich kaum vorstellen kann: Riesige Müllhaufen auf Hinterhöfen, wo sich Ratten tummeln, zugemüllte Keller. Auch den säuerlichen Geruch verwesender Lebensmittel lernte er kennen und kam zu dem Schluss: Bei manchen Menschen müsse man „die Fähigkeit zu wohnen in Frage stellen“.

Bei allem Elend, das er zu sehen bekam, darunter auch völlig überfüllte Wohnhäuser, mitunter ohne fließendes Wasser, stellte er fest, dass die Menschen den Wunsch nach einem besseren Leben haben. Insbesondere für die Kinder. Deshalb liegt es Klute am Herzen, die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen.

Skrupellose Vermieter

So will er etwa den „skrupellosen Vermietern“, die eine Immobilie nach der anderen für kleines Geld ergattern, weil die alten Eigentümer aus solchen Vierteln oft einfach nur noch weg wollen, das Handwerk legen. Das Geschäftsmodell, „mit Menschen aus sehr armen Regionen“ durch Wohnungsüberbelegung den großen Reibach zu machen, könne man durch Anwendung des Wohnungsaufsichtsgesetzes unterbinden.

„No-Go-Areas“, also Viertel, in die man sich besser nicht traut, habe er nicht entdeckt. Im Gegenteil: Alteingesessene hätten ihm bestätigt, dass sich durch die verstärkte Polizeipräsenz „das Sicherheitsgefühl in Marxloh“ verbessert habe. Bei seiner nächtlichen Tour mit der Polizei sei jedenfalls kaum was los gewesen.

Ausgesprochen dankbar ist der Staatssekretär, dass es in Marxloh sehr viel „zivilgesellschaftliches Engagement“ gibt. So lobte er ganz besonders die Arbeit von Pater Oliver im Petershof. Dorthin pilgern wöchentlich um die 1200 Südosteuropäer, die Rat und Hilfe benötigen. Hinzu kommen meist über 100 Menschen, die ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Eine Herkulesaufgabe. Selbst Pater Oliver wundert sich, dass sein Team die Aufgaben irgendwie bewältigt. Auch „Tausche Bildung für Wohnen“ sei ein Vorzeigeprojekt.

Hohe Fluktuation

Grundsätzlich sieht Klute die Notwendigkeit, sich intensiv um die Integration der Rumänen (2170, Stand: 31.5.16) und der Bulgaren (2456) in Marxloh kümmern zu müssen. Wegen hoher Fluktuation sei das aber schwierig: Bevor man die Menschen erreiche, seien viele schon wieder weg.