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Norbert Lammert fordert vereintes Ruhrgebiet

Norbert Lammert fordert vereintes Ruhrgebiet

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Foto: WP

Gevelsberg. 

Norbert Lammert ist der zweitmächtigste Mann im deutschen Staat mit enormem Einfluss in Berlin. Die spektakulärste Niederlage seiner sehr stringenten politischen Laufbahn musste der CDU-Politiker allerdings im Ruhrgebiet verkraften. Davon erzählte der Bundestagspräsident den Delegierten und Gästen der Bezirksversammlung der Jungen Union Ruhrgebiet, die am Samstag in der Gevelsberger Sportalm stattfand.

Neben dem Unionsnachwuchs waren auch hochrangige Politiker aus der ganzen Region gekommen, um mit Prof. Dr. Norbert Lammert zu diskutieren. Der Bochumer hatte selbst einmal für den Vorsitz der Jungen Union im Ruhrgebiet kandidiert – und war mit einer Stimme dem späteren Münsteraner Regierungspräsidenten Peter Paziorek unterlegen. „Das war bitter, aber sowohl die Junge Union und mit Abstrichen auch ich selbst haben diese Schlappe relativ unbeschadet überlebt.“

Werbetrommel für Europa gerührt

In der Politik bewege man nur etwas, wenn man eine eigene Meinung habe, die vertrete, aber auch akzeptiere, wenn sich Mehrheiten anders entscheiden würden. „Das ist das Wesen der Demokratie“, schrieb er dem CDU-Nachwuchskader ins Buch, bevor er genau diesen Grundgedanken der Demokratie ins Zentrum seiner Ausführungen rückte.

Europa, Deutschland, Ruhrgebiet lauteten die Themenschwerpunkte, die Lammert setzte und in seiner bekannt wortgewaltig-charmanten Art mit Inhalt füllte. Viele würden verkennen, welche Bedeutung Europa dafür habe, dass es den Deutschen vergleichsweise sehr gut gehe. Die beiden Weltkriege, der Mauerfall – „wir verdanken dem europäischen Integrationsprozess mehr als alle anderen Länder. Wir sind politisch wie wirtschaftlich die größten Profiteure.“

Umso unverständlicher sei das völlig untergeordnete Interesse an den Europawahlen, wenn sich gleichzeitig Menschen anderer Länder danach sehnten. Aus seiner Sicht müsse noch viel mehr auf europäischer Ebene organisiert werden, um eine starke Rolle in der Welt zu spielen – mit einer Vorreiterposition Deutschlands. „Wir sind politisch stärker und ökonomisch leistungsfähiger als fast jedes andere Land. Das hängt mit unserer Bereitschaft zusammen, notwendige Kurskorrekturen vorzunehmen“, sagte Lammert, der engagiert und enthusiastisch die Werbetrommel für Europa und die EU rührte.

Ein Zusammenwachsen ist seiner Meinung nach auch dringend im Ruhrgebiet notwendig, damit diese größte Metropolregion des Landes wettbewerbsfähig bleibe. „Die vier Halbstarken Duisburg, Essen, Dortmund und Bochum sind als Solisten unterwegs und begreifen gar nicht, dass sie international noch nicht einmal wahrgenommen werden“, ereiferte sich der Politiker mitten aus dem Pott. Es sei unerlässlich, ein Ruhrgebietsparlament zu wählen und einen Oberbürgermeister für die Metropolregion aufzustellen. „Das ist eine Aufgabe für die nachwachsende Generation, und mein großer Wunsch ist es, dass ich die Junge Union in meinem Bezirk für ein solches Vorhaben hinter mir weiß“, warb Norbert Lammert um Unterstützung, die ihm der Bezirksvorsitzende Jendrik Suck zusicherte.

Zu Beginn der Veranstaltung hatte der CDU-Kreisvorsitzende, Ralf Brauksiepe, die JU-Mitglieder begrüßt und auf die bevorstehende Kommunalwahl eingestimmt. „Ein gutes Abschneiden ist elementar wichtig. Dafür brauchen wir Eure Hilfe. Aber ich weiß: Ihr seid gut aufgestellt.“

Kämpferische Ansagen

In die gleiche Kerbe schlug der Gevelsberger Stadtverbandsvorsitzende Wieland Rahn, der kurz die absolute SPD-Mehrheit in Gevelsberg anführte, um sich dann kämpferisch für die Wahl zu geben: „Wir werden mit Euch gemeinsam in diese verkrustete, rote Gesellschaft eindringen“, sagte er und bedankte sich ausdrücklich für das große Engagement der Jungen Union im EN-Kreis unter Vorsitz des Gevelsbergers Nils Buchartowski: „Wenn wir Euch nicht hätten, wären wir nicht so stark wie wir sind.“

Bevor Lammert sprach, heizte auch der Spitzenkandidat für die Kreistagswahl, Oliver Flüshöh, die Stimmung noch einmal an und gab sich optimistisch, gute Wahlergebnisse einzufahren: „Die CDU ist gut aufgestellt und die Sozis rutschen immer weiter ab.“