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So funktioniert Hygiene im Helios-Klinikum

So funktioniert Hygiene im Helios-Klinikum

Schwelm. 

Für die Optimierung der Hygienemaßnahmen unternimmt das Helios-Klinikum einiges. Weil das Wissen hierüber innerhalb der Bevölkerung oft nur spärlich verbreitet ist und zuweilen große Verwirrungen um die multiresistenten Keime vorherrschen, hat das Krankenhaus nun für Aufklärung gesorgt. Im Rahmen der Vortragsreihe „Gesund in Schwelm“ referierte der Wuppertaler Dr. Christof Alefelder über Arten von Krankheitskeimen, deren Verbreitungsformen und Maßnahmen zum Übertragungsschutz.

Der Regional-Hygieniker der Helios-Kliniken, die sich strikt an die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts halten und zudem einen eigenen Hygieneleitfaden entwickelt haben, veranschaulichte die Maßnahmen des Krankenhauses anhand praktischer Vorführungen des Personals.

MRSA-Keime meist ungefährlich

Hierbei erfuhren die Besucher, dass die Anzahl an Keimen eine unvorstellbare Größenordnung einnimmt, weil es sie schon deutlich länger gebe als Menschen und die Verdopplungsdauer gerade einmal 30 Minuten betrage. Allerdings müsse man hierbei zwischen den Keimarten unterscheiden und berücksichtigen, dass eine Vielzahl an Bakterien zum Leben benötigt werde, erklärte Alefelder. So seien Mikroorganismen ständig in großer Zahl vor allem auf der Haut, im Auge, der Schleimhaut und im Darm vorhanden. Weil die Keime bewegungslos seien, bräuchten sie grundsätzlich einen Träger. Die häufigste Übertragungsart sei die Kontaktinfektion.

Deutlich seltener seien Tröpfcheninfektion sowie die indirekte Übertragung über Wasser und Nahrungsmittelaufnahme oder durch Insekten. Darüber hinaus gebe es die luftgetragene Infektion, die jedoch nur bei wenigen Erkrankungen wie beispielsweise Tuberkulose greife, erklärte der Hygiene-Spezialist. Etwa eine halbe Million Menschen infizieren sich jedes Jahr mit einer nosokomialen, also im Krankenhaus erworbenen Infektion. „Allerdings können nur 30 Prozent dieser Infektionen vermieden werden“, klärt Alefelder auf und fügt hinzu: „Davon wiederum können 90 Prozent durch einfache Hygienemaßnahmen verhindert werden.“

Infektionsauslösend seien die so genannten multiresistenten MRE-Erreger, darunter die Methicillin-resistenten MRSA-Keime. Während Menschen mit Vorerkrankungen anfällig seien, würden sie für Gesunde keine Gefahr darstellen. „Dass eine Ausgrenzung nötig sei, ist ein Irrglaube. Schließlich hat jeder Dritte MRSA-Keime an sich haften, ohne zu erkranken“, relativiert der Fachmann.

Besonders gefährliche Keime kämen in Deutschland hingegen kaum noch vor. Wesentlich problematischer sei die Situation in südeuropäischen Ländern, vor allem in Italien und Griechenland. „Hier gab es vor einigen Jahren den Fall eines Italien-Urlaubers, der sich dort infiziert hat und nach einem Schlaganfall ins Schwelmer Krankenhaus kam. Der musste schnellstmöglich isoliert werden“, berichtet Alefelder.

Die Bekämpfung von Viren mit Antibiotika sei leider nur beschränkt möglich. „Das Problem liegt darin, dass es keine neuen Antibiotika mehr gibt“, klärt der Hygieniker auf. Der Einsatz von Antibiotika erzeuge Selektionsdruck, so dass nur die resistenten Bakterien überleben oder sich durch Resistenzübertragung neu entwickeln.

Die einfachste und wichtigste Maßnahme zur Verhütung von Krankenhausinfektionen sei die Handdesinfektion vor und nach Patientenkontakt. „Das bezieht sich auch auf Patienten und Angehörige“, erklärt der Mediziner. So seien etwa ein Drittel aller Infektionen allein durch die korrekte Handdesinfektion vermeidbar. Deshalb ist das Helios-Klinikum auf jeder Station mit Desinfektionsstationen ausgestattet und weist Besucher schon am Eingang auf die Wichtigkeit der Benutzung hin.

In den Krankenzimmern würden die Hygienevorgaben vom Personal konsequent eingehalten. Hier versuche man, Patienten mit gleichen Erregern im gleichen Raum unterzubringen. Weil das logistisch nicht immer möglich ist, müsse man von Fall zu Fall abwägen, sagt der Fachmann. Bei besonders schwerwiegenden Erregern würde selbstverständlich eine Isolation verhängt. Bei einer Darminfektion würde der Patient einen eigenen Toilettenstuhl erhalten. Doch auch bei Zusammenlegung eines infizierten und eines nicht infizierten Patienten würde bei Einhaltung der Hygienemaßnahmen keine Gefahr bestehen. So werden bei einem Patienten mit einem Erreger vor Betreten des Raums stets Schutzkittel sowie Handschuhe übergezogen und die Hände desinfiziert. Beim Verlassen werden die Einmal-Produkte entsorgt und erneut die Hände gesäubert.

Hygienetelefon eingerichtet

Beim Wechsel eines keimbelasteten Verbands würden diese Schutzmaßnahmen vor dem Anbringen eines neuen Verbands erneut durchgeführt. Beim Transport der Mahlzeiten erhält stets die gesunde Person das Essen zuerst, wobei auch hier zwischen den Patientenkontakten die Hände desinfiziert und mit Handschuhen geschützt werden. „Dieser häufige Handschuhwechsel ist äußerst wichtig“, verdeutlicht Alefelder und räumt ein, dass diese Maßnahmen vor allem für ambulante Pflegedienste einen großen zeitlichen und auch finanziellen Mehraufwand bedeuten.

„Es gibt kein Null-Risiko. Aber wir wollen dieses Risiko minimal halten“, relativiert der Arzt. Genau wie die Pfleger wurde auch das Reinigungspersonal geschult. So gibt es farblich gekennzeichnete Wischlappen, die zuvor in Desinfektionsmittel getränkt wurden und für jeden Raum nur einmal verwendet werden. Für den sensiblen Bereich der Toilette wird ein separater Wischmopp benutzt, der während der Reinigung nicht eingetränkt werden darf. Auf Teppichboden verzichte man wegen der erschwerten Säuberung. Außerdem gibt es im Helios-Klinikum inzwischen ein Hygiene-Telefon, wo Besucher jederzeit Mängel melden können.