Die Unternehmensberatung Kienbaum sucht zurzeit in Essen per Annonce und im Internet nach einem neuen Messechef bzw. einer neuen Messechefin. Schon im September soll der Stadtrat den neuen Chef aus drei, vier Kandidaten auswählen. Die Politik hingegen diskutiert letzte Änderungen am (Um-)Bauplan.
Essen.
Noch ein Essener mehr, eine Person nur, aber was für eine: jemand, der diplomatisches Geschick mit erstklassigen kommunikativen Fähigkeiten verbindet, der im modernen Stadtmarketing genauso zu Hause ist wie in der Dienstleistungs-Branche, eine charismatische Unternehmerpersönlichkeit, teamfähig und dennoch durchsetzungsstark. Die nicht nur dem eigenen Laden gegenüber Verantwortung zeigt, sondern sich gleichzeitig auch als Teil der Stadtgesellschaft versteht.
So soll er aussehen, der neue Messechef oder die, je nachdem. Die Unternehmensberatung Kienbaum sucht derzeit per Zeitungsannonce und online danach, und auch wenn für den Posten an der Norbertstraße kein Bewerbungsschluss avisiert ist – trödeln mag die Stadt mit der Besetzung des Chefsessels in der Ausstellungsgesellschaft nicht: Schon im September, so bestätigte gestern Uwe Gummersbach, der Leiter des OB-Büros, auf Anfrage, soll der Rat der Stadt den Nachfolger von Frank Thorwirth aus einem Kreis von drei, vielleicht vier Kandidaten auswählen und ins Amt hieven. Denn die Zeit drängt: Wenn der oder die Neue mit dem Akterköfferchen kommt, dürften auch schon die ersten Bagger für den gigantische Messe-Umbau vor der Tür an der Norbertstraße stehen.
Rat hat alle formalrechlichen Beschlüsse gefasst
Den soll das Stadtparlament in der letzten Ratssitzung vor der Sommerpause, am 17. Juli, noch einmal bekräftigen, auch wenn, wie Gummersbach betont, der Rat „formalrechtlich alle erforderlichen Beschlüsse gefasst hat“. Was nun gebaut wird und was nicht, obliegt damit den Aufsichtsgremien der Messe, und die wollen übermorgen ihren Segen zum Jahrhundert-Umbau der Messe im 100. Jahr ihres Bestehens geben.
Dabei gibt es noch auf der Zielgeraden Diskussionen: Heute Mittag um halb zwei etwa kommt der Umweltausschuss des Rates zu einer Sondersitzung zusammen, um die Pläne für die neu zu bauende Halle 4 noch einmal zu erörtern. Umstritten ist, ob man die Kappung der Westflanke nicht etwas verringern kann, um dafür den Abstand zu „Kur vor Ort“ auf der Nordseite zu vergrößern. Das würde, so heißt es von grüner Seite, nicht nur eine Reihe stattlicher Bäume, sondern damit auch das Park-Erscheinungsbild retten.
Messeleitung soll ehrliche Antworten in geheimer Sitzung geben
Dass die Sitzung unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden soll, begründet der Vorsitzende des Umweltausschusses, Christoph Kerscht von den Grünen, damit, dass dies die Chance auf ehrliche, ungeschminkte Antworten seitens der Messeleitung erhöht, die dort Rede und Antwort stehen will. Beschließen kann der Ausschuss eh nichts, aber vielleicht Meinung machen, Zugeständnisse abringen, so weit der Plan.
Doch auch andernorts wächst offenbar der Diskussionsbedarf. So fragt man sich in der Politik, ob man den Neubau der Messeverwaltung auf dem Areal des abzureißenden Messehauses Süd nicht selber in Angriff nehmen soll, statt ihn im Rahmen eines Investorenmodells abzuwickeln. Käme ein Bau mit besonders günstigen kommunalen Kreditkonditionen nicht womöglich günstiger? So oder so: „Wenn der Aufsichtsrat am Donnerstag seinen Segen nicht gibt, verlieren wir wertvolle Zeit“, sagt OB-Büroleiter Uwe Gummersbach. Und diese Zeit ist, was sie an der Norbertstraße dringend brauchen. Von einem neuen Chef mal abgesehen.