Das Oberhausener Hospiz St.Vinzenz Palotti unterstützt Jugendliche bei der kreativen Verarbeitung mit dem heiklen Thema Sterben. Bis zu den Osterferien nehmen Schulklassen an dem Projekt „Mit dem Tod zu leben lernen“ teil. Mit dabei: Bestattungsunternehmen, Ärzte, Pfleger und Psychologen.
Oberhausen.
Für die Mitarbeiter des Hospizes St. Vinzenz Palotti gehört der Tod zum Leben und nicht in eine Tabu-Ecke. Aus diesem Grund haben sie sich in Osterfeld mit dem „Team Zirkel“ zusammengeschlossen und das Projekt „Mit dem Tod zu leben lernen“ nach Oberhausen geholt.
Die meisten Kinder und Jugendliche verbinden ein Hospiz mit schlechtem Geruch, dunklen Räumen und leidenden Menschen. „Dieses falsche Kopfkino soll mit der Realität abgeglichen werden und die Jugendlichen sollen von einem anderen Bild überzeugt werden. In einem Hospiz wird sogar gelacht, schließlich verbringen die Menschen hier wertvolle Lebenszeit“, erklärt Hospizleiter Bernd Böcker. Bis zu den Osterferien beschäftigen sich etwa 400 Schüler der Klassen acht bis zwölf mit dem Thema Sterben und Tod. In diesen neun Wochen erarbeiten die 20 Klassen von Gymnasien, Gesamtschulen, Hauptschulen und Berufskollegs gemeinsam ein Hospizbuch.
Angst, dem Tod näher zu kommen
Die Teilnehmer besuchen das Hospiz, setzen sich mit Bestattungsunternehmen, Ärzten, Pflegern und Psychologen auseinander, besuchen Friedhöfe und Gedenkstellen und fassen ihre Eindrücke auf verschiedene Art und Weise zusammen. Ob Kurzgeschichten, Bilder, Gedichte oder fiktive Todesanzeigen – alles ist erlaubt. Bernd Böcker sieht dieses Projekt als eine andere Art der Öffentlichkeitsarbeit an.
Gerd Felder, Projektleiter des „Team Zirkel“, betont: „Viele Eltern haben Angst, ihre Kinder mit dem Thema Tod zu konfrontieren. Wir verfolgen das Ziel, dass die Menschen selbstverständlicher mit dem Tod umgehen können.“ Beispielsweise hat Gretel Kühr, ehemalige Bürgermeisterin von Oberhausen, schon die Erfahrung gemacht, dass Leute schon Probleme damit haben, die Schwelle des Hospiz zu übertreten, da sie das Gefühl haben, dem Tod damit näher zu kommen.
Lehrer sollten mitmachen
Das Projekt finanziert sich über Spenden und den Förderverein, bei welchem Kühr, ehemalige Lehrerin, als Vorsitzende fungiert. „Die Hemmschwelle der Jugendlichen würde mit Sicherheit sinken, wenn man im Schulunterricht mehr über das Thema Tod und Trauer reden würde“, meint Kühr.
Das Problem: Die meisten Lehrer haben selbst Schwierigkeiten damit, über das Thema zu reden und vermeiden es im Unterricht. So kommt auch der Leiter des Projekt „Mit dem Tod zu leben“ zu der Auffassung, dass die Schule Nachholbedarf beim Tabuthema Tod hat. Dann könnten die Schüler auch verschiedene Religionen kennenlernen und erfahren, wie man in fremden Kulturen mit dem Tod umgeht.
Das Projekt stößt auf große Begeisterung bei den Jugendlichen, bei welchem sie ihrer Kreativität und Gestaltungslust freien Lauf lassen können. Nicht verschweigen sollte man aber, dass manche Schüler hier an ihre Grenzen stoßen und bei einigen traurige Erinnerungen hochkommen.
Die Schüler stellen am 9. April in der Aula der Gesamtschule Osterfeld ihre Ergebnisse vor. Daran kann jeder Bürger teilnehmen.