Russland und die Ukraine sind Nachbarländer, die eigentlich mehr verbindet, als die gemeinsame Grenze.
So teilen die Länder auch teilweise die selbe Kultur, viele Menschen haben Verwandte in Russland und der Ukraine. Doch die Invasion von Wladimir Putin in den Nachbarstaat stellt dieses Verhältnis auf eine harte Probe – ein junger Mann aus der Ukraine macht jetzt öffentlich, wie wenig er seinen russischen Vater angesichts der Putin-Propaganda noch erreichen kann.
Ukraine: Vater und Sohn im Streit wegen Putin-Krieg
Abseits von Russland scheint es kaum vorstellbar, dass Menschen die dramatische Situation in der Ukraine verkennen. Hört man jedoch die Geschichte von Misha Katsurin, bekommt man eine Ahnung, wie weit die Propaganda in Russland wirklich greift.
Der Musiker und Youtuber lebt in der Ukraine, sein Vater Andrei in Russland. Als Putin am 24. Februar die Ukraine angriff, wunderte er sich, dass er nichts von Andrei hörte. „Drei oder vier Tage nach Kriegs-Beginn ist mir klar geworden, dass sich mein Vater nicht meldet. Es kam mir ein bisschen seltsam vor, immerhin bin ich sein Sohn und hier hat ein Krieg begonnen“, erzählt er bei „Spiegel TV“.
Während Katsurin seine Frau und Kinder in Ungarn in Sicherheit bringt, flüchtet er selbst von Kiew (wo er ein Restaurant betreibt) nach Ternopil. Als er seinen Vater schließlich selbst kontaktiert und ihm von den Bomben auf Kiew erzählt, sagt der nur: „Nein, das ist nicht wahr“. Andrei habe seine eigene Realität, glaubt, dass Russland die Ukrainer von einem Nazi-Regime befreien will – und dass die Soldaten den Menschen warme Kleidung und Essen bringen.
Das Gespräch endet im Streit – anrufen tut Katsurin seinen Papa trotzdem immer wieder.
Ukraine: „Wir sind Opfer von Putins Gewalt, sie sind Opfer von Putins Propaganda“
Misha Katsurin teilte die Situation mit seinem Vater auf Instagram, bekam viele Rückmeldungen von Menschen, denen es ähnlich geht.
„Über elf Millionen Verwandte von Ukrainern leben in Russland. Die Mehrheit davon kennt die Wahrheit nicht. Die leben in dieser falschen Realität“, schildert der Ukrainer laut „Spiegel TV“. Deshalb hat er die Initiative „Glaub mir, Papa“ gegründet.
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Auf der Webseite gibt es Tipps für Betroffene im Umgang mit russischen Verwandten – und auch einen Hinweis, dass man auf gar keinen Fall den Kontakt abbrechen sollte. „Wir sind Opfer von Putins Gewalt, sie sind Opfer von Putins Propaganda“, erklärt Misha Katsurin.
Seine Initiative soll dabei helfen, Russen die Ukraine-Realität näher zu bringen, damit Putin immer weniger Unterstützung erhält. (kv)