Nach dem aggressiven Start vor einem Monat gerät Putins Krieg in der Ukraine allmählich ins Stocken. Mittlerweile hat das ukrainische Militär sogar zum Gegenschlag angesetzt und einige Dörfer und Städte bereits zurückerobert.
Doch zwei wichtige Daten könnten Putin nun zu einer erneuten Wende im Krieg motivieren. Experten erwarten noch mehr Gewalt und Tote.
Putin: Darum könnte der Ukraine-Krieg ab dem 1. April noch brutaler werden
Zum 1. April werden in Russland erneut Wehrpflichtige eingezogen. Die zwölfmonatige Wehrpflicht für 18- bis 27-Jährige endet dann für einige Soldaten, während andere neu einberufen werden. Das bedeutet frische Unterstützung für Putin im Kampf gegen die Ukraine. Experten befürchten daher, dass der russische Präsident ab dann mit neugewonnener Stärke zuschlagen könnte.
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Allerdings dürften die jetzt eingesetzten Soldaten dann auch wieder nach Hause zurückkehren und würde Putins Staats-Propaganda nicht in die Hände spielen. Denn die Soldaten wissen mittlerweile, was wirklich in der Ukraine los ist. Sie haben ihre Kameraden sterben sehen und den Widerstand der ukrainischen Bevölkerung erlebt. Wenn sie nun in ihre Heimat zurückkehren würden, könnten sie mit anderen über ihre Erfahrungen sprechen.
Putin belügt seine Soldaten – ob sich das jetzt rächt?
„Es gibt viele Informationen darüber, dass man den Soldaten gesagt hat, es handle sich um Übungen. Zu Kampfhandlungen werde es nicht kommen“, so die Menschenrechtsorganisation „Komitee der Soldatenmütter“ in Sankt Petersburg gegenüber dem „Business Insider“. „Später hieß es: Die Bevölkerung wird neutral sein, und die ukrainische Armee wird nicht kämpfen. Ihr müsst einfach nur wie zu Übungen nach Kiew fahren.“
Die realen Erfahrungen im Krieg dürften die Motivation der russischen Soldaten trüben, glaubt zumindest CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter. „Ich rechne nicht damit, dass sich im April viele der jetzt noch wehrpflichtigen russischen Soldaten für den Kampf in der Ukraine melden werden“, äußert er sich gegenüber dem „RND“. „Sie wissen auch, dass viele Kameraden verwundet oder gestorben sind.“
Ob das jedoch etwas nützt, da ist sich Gustav Gressel vom European Council of Foreign Relations nicht so sicher. „Dann werden Tausende Wehrpflichtige aus der Armee entlassen und überredet, bestochen oder gezwungen, als Zeitsoldat für Russland in der Ukraine zu kämpfen. Und auch Russland-Experte Gerhard Mangott von der Universität Innsbruck befürchtet, dass die Wehrdienstzeit in Russland einfach per Gesetz verlängert werden könnte und die Soldaten somit gezwungen würden, weiterzukämpfen.
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Putin will den Krieg bis zum 9. Mai gewinnen – „Der Tag des Sieges“
Der ukrainische Geheimdienst geht davon aus, dass Putin den Krieg bis spätestens zum 9. Mai gewinnen will. Dieses Datum markiert den Tag, an dem Deutschland zum Ende des Zweiten Weltkrieges seine bedingungslose Kapitulation im Hauptquartier der Roten Armee in Berlin unterzeichnet hat.
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Das ist Wladimir Putin:
- Wladimir Wladimirowitsch Putin wurde am 7. Oktober 1952 in Leningrad geboren.
- Am 7. Mai 2000 wurde er erstmals zum Präsidenten der Russischen Föderation gewählt.
- Vorher war er Agent des KGB.
- Sein autoritäres Herrschaftssystem wird als „Putinismus“ oder „gelenkte Demokratie“ bezeichnet.
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Für Putin und Russland ist es „der Tag des Sieges“, so „RND“, und ein besonderer Feiertag und eine Demonstration russischer Stärke. Um den Krieg bis dahin für sich zu entscheiden, befürchtet der ukrainische Geheimdienst, dass Putin zu noch mehr Gewalt greifen könnte.
Der Kreml-Despot verwende zudem häufig die Rhetorik des „Tags des Sieges“ für seine Staats-Propaganda. Er träume von einem erneuten Sieg über die Nazis und einer Wiedervereinigung Russlands und der Ukraine wie zu Zeiten der Sowjetunion.
Putin: US-General glaubt an Sieg der Ukraine
Die Ukraine müsse sich jetzt auf eine erneute Angriffswelle vorbereiten. „Um der neuen Welle russischer Angriffe im April etwas entgegensetzen zu können, brauchen sie jetzt Kampfpanzer, Schützenpanzer, Artillerie und Munition“, so Gustav Gressel.
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Allerdings ist US-General a. D. Ben Hodges, Ex-Oberbefehlshaber der US-Landstreitkräfte in Europa, hoffnungsvoll. Die russischen Soldaten seien „untrainiert und undiszipliniert“, sagt er zu „Bild“. Ihre Arroganz hätte bereits zu etlichen Toten auf ihrer Seite geführt. Schon jetzt stünden sie „vor erheblichen Problemen in der Versorgung und in ihrer Kampfmoral“.
Zum 1. April hegt der US-General nur einen Wunsch. „130 000 russische Familien müssen ihre Söhne am 1. April zur Einberufung schicken. Ich hoffe, sie werden sich wehren, damit ihre Söhne nicht zu Kanonenfutter für Putins Krieg werden.“ (mbo)