Die Idee für die kapselförmigen Wesen kam zufällig, sagt Minions-Erfinder Pierre Coffin – und sagt uns, warum alle über die Pillen mit Brillen reden.
Paris.
Sie heißen Kevin, Bob und Stuart, sind klein, gelb und nicht die hellsten Kerzen auf dem Kuchen. Sie tragen meist Latzhose, kaum vorhanden ist das Haar, empfindlich das Auge. Jedenfalls tragen sie etwas, das aussieht wie Tauchermasken. „Pillen mit Brillen“ nennen sie viele, Minions ist ihr offizieller Name. Vor fünf Jahren sind sie zum ersten Mal durch das Kino getobt – als Nebendarsteller im Film „Ich – einfach unverbesserlich“. Mittlerweile haben sie ihren eigenen Film. Und nicht nur das. Die Minions sind überall, und ein Mann sieht gelb. Denn Pierre Coffin hat sie erfunden.
„Aus Zufall“, wie der Filmregissuer und Animator sagt. Um Gru, den Schurken aus dem Animationsfilm „Ich – einfach unverbesserlich“ sympathischer zu machen. Lange haben Coffin und sein Kollege Eric Guillon überlegt, dann sind ihnen die kleinen kapselförmigen Wesen eingefallen. Ein Volltreffer.
„Von der ersten Szene an sahen wir ihr großes komödiantisches Potenzial. Und sie sind supersüß.“ Nur eben nicht besonders clever und bei Weitem nicht so böse wie sie gerne sein wollen. „Liebenswerte Idioten“, nennt Coffin seine gelben Kreationen deshalb.
Übersetzer für die Sprache der Minions
Es ist eine Mischung, die ankommt. Rund um den Globus führt der vergangene Woche gestartete neue Minions-Film die Kinocharts an. Längst gibt es Puppen, T-Shirts, Kissen, Brotdosen, Geschirr, Strandtücher, Comics und Computerspiele. In Vergnügungsparks in Los Angeles und Orlando finden Touren durch die Minion-Welt statt, und in den USA bekommen Amazon-Kunden ihre Ware seit Wochen in gelben Minions-Paketen geliefert. 30 Millionen Menschen folgen den frechen Winzlingen bei Facebook, und längst hat ein Pfefferminzhersteller eine limitierte gelbe Sonderedition in Minion-Form herausgebracht, die nach Banane schmeckt und bei Ebay zum Mehrfachen des Verkaufspreises gehandelt wird.
Im Internet findet sich sogar ein Übersetzer für „Minionisch“ – das merkwürdige Kauderwelsch der kleinen Kerlchen mit den hohen Stimmen, das Coffin ebenfalls erfunden hat. Wobei er den Begriff Sprache eindeutig zu hoch gegriffen findet. „Ich benutze nur einige wenige Schlüsselwörter, die für das Voranschreiten der Story benötigt werden.“ Der Rest sind Erinnerungen an seinen Deutschunterricht oder an Reisen nach Asien. Letztendlich aber seien es ohnehin weder die Sprache noch der eigenwillige Charakter der Minions. „Es ist der Umstand, dass jeder sie zeichnen kann“, ist der Franzose überzeugt.
„Ich – unverbesserlich“-Nachfolger geplant
Schickt er selbst sie in ein neues Abenteuer, hat er unbewusst immer seine eigenen Kinder im Hinterkopf. „Ich frage mich, ist das lustig für sie? Und für ihre Freunde. Ich zeige ihnen fast jede Szene“, hat er neulich dem englischen „Guardian“ erzählt. Daran wird sich so schnell auch nichts ändern.
Denn obwohl die gelben Männchen seit gut acht Jahren jeden Tag präsent sind im Leben von Pierre Coffin, gehen sie ihm nach eigener Aussage noch nicht auf die Nerven. Das will er nutzen. Längst arbeitet er am dritten Teil von „Ich – unverbesserlich“, der 2017 in die Kinos kommen soll. Das werde, kündigt er an, dann aber definitiv der letzte Gru-Film sein, denn: „Zehn Jahre mit den ,Minions’ sind dann doch genug.“
Millionen Fans in aller Welt dürften das anders sehen, Coffins fast 90-jähriger Vater dagegen wird zustimmen. Dem Diplomaten im Ruhestand war der Erfolg, den sein Sohn mit seinen kleinen gelben Männchen feiert, von Anfang an suspekt. Deshalb gibt er Pierre seit Jahren den gleichen Rat: „Lern lieber einen ordentlichen Job.“