Tragischer Vorfall in Norwegen am vergangenen Freitag: Eine deutsche Frau stürzte im Hafen von Kristiansand während einer Kreuzfahrt vom Schiff und konnte nur noch tot geborgen werden.

Das ist leider keine Seltenheit: Etwa zweimal jährlich geschehe so ein Unglück während einer Kreuzfahrt, wie Ross Klein, Professor für Maritime Studien an der Universität Neufundland in Kanada der „Bild“ erklärt.

Er sagt: „Jeden Monat gehen auf Kreuzfahrten im Schnitt zwei Menschen über Bord, jährlich also 24 Passagiere oder Crew-Mitglieder.“ Gerettet werden könne aber nur jeder fünfte, also 20 Prozent.

Kreuzfahrt: 319 verschwundene Passagiere seit 2000

So verschwanden in der Zeit von 2000 bis August 2018 319 Passagiere und Schiffsmitarbeiter, wie gesammelte Daten von Klein bei „Cruisejunkie.com“ zeigen. Die Informationen stammen aus Medienberichten und von Angehörigen von Opfern.

Ross Klein übt dabei Kritik an den Kreuzfahrtunternehmen. „Sie selbst führen keine offiziellen Statistiken, weil es ‚keine festen Muster‘ gebe. Das würde eine Analyse der Fälle unmöglich machen“, sagt er.

30 Prozent der Fälle sind mysteriös

Einige der Überbordgänge seien Selbstmorde, andere Unfälle. Klein: „Bei rund 30 Prozent ist aber völlig offen, was passiert sein könnte, sie bleiben mysteriös.“ Das Problem: Auf den Schiffen gibt es keine Polizei, sondern nur Sicherheitsleute.

„Diese und die Crew entscheiden, ob es sich um eine Straftat handeln könnte. Sie können aber nicht ermitteln, das kann dann nur die Polizei, sofern sie eingeschaltet wird“, so der Experte weiter.

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Seiner Meinung nach müsse die Sicherheit an Bord erhöht werden, um Todesfälle zu vermeiden oder zumindest die Zahl zu mindern. Ross Klein fordert beispielsweise eine höhere Reling (von 1,06 Meter auf 1,32 Meter).

Experte: „Verantwortung liegt bei Reedereien“

Die Verantwortung, einen Sturz vom Kreuzfahrtschiff zu verhindern, liege bei den Reederein. „Kreuzfahrten werden derzeit nur als riesige Spaß-Veranstaltung angepriesen, mit Restaurants, Bars und Unterhaltung und viel Alkohol. Das kann gefährlich werden, wenn Situationen falsch eingeschätzt werden“, sagt Klein der „Bild“.

Denn:„Ein solches Schiff mitten auf dem Meer ist trotz aller Urlaubsstimmung unbekanntes und ungewohntes Terrain für die Passagiere.“ (cs)