Ein neues Gesetz soll Welpen besser schützen: Hundezüchter brauchen eine Lizenz, um die jungen Tiere verkaufen zu dürfen. Doch die illegalen Züchter machen weiter – und bringen ihre Hunde übers Internet an die zukünftigen Herrchen. Als Gratiszugabe zu einer Hundeleine beispielsweise.
Warschau.
„Hundeleine 400 Zlotys (rund 95 Euro) – und ein Schäferhundwelpe gratis dazu“:
Mit solchen Kleinanzeigen im Internet versuchen Betreiber illegaler Hundezuchten
in Polen ein neues, strikteres Tierschutzgesetz in ihrem Land zu umgehen. Das
kürzlich in Kraft getretene Gesetz gestattet nur noch lizenzierten Züchtern den
Verkauf von Welpen.
Doch viele, die illegal züchten, wollen sich das gute Geschäft mit den häufig
geschundenen Hundebabys nicht nehmen lassen.
Mit dem Gesetz kämpft die Regierung in Warschau gegen die oft
widerwärtigen Bedingungen an, unter denen die Hunde in den illegalen Zuchten
gehalten werden. „Bei illegalen Züchtern fristen die Tiere ein schreckliches
Dasein, schlimmer als streunende Hunde“, sagt Izabela Dzialak, Leiterin eines
Tierheims in Celestynow bei Warschau. „Sie sind oft halb verhungert und in
Käfige voller Hundekot gesperrt.“
Illegale Züchter wollen Gesetz umgehen
Nach Inkrafttreten des Gesetzes setzten eine Reihe von Betreibern
illegaler Zuchten ihre Tiere einfach auf die Straße – und die Tierheime im Land
haben jetzt ihre liebe Not, die heimatlosen Hunde zu versorgen. Andere nutzen das Internet und dort beliebte Shopping-Websites, um mit kryptischen
Anzeigen das neue Gesetz zu unterlaufen.
Tomasz Justyniarski von der polnischen
Tierschutz-Organisation SdZ sagt, er erhalte im
Schnitt täglich einen Hinweis auf illegale Zuchten im Raum Warschau, die ihre
lebende Ware über das Internet anböten.
Mehr Geld verdient man mit Lizenz
Ein Betreiber einer illegalen Zucht in Warschau, der seinen Namen
nicht veröffentlichen will, kündigt an, er werde sich von dem neuen Gesetz nicht
bremsen lassen. „Ich verkaufe seit fünf Jahren Hunde – mit dem Geld bessere ich
meine Rente auf“, sagt er. Er halte zwei Hunde, einen
Schäferhund und einen Bernhardiner, in seinem Haus in einem Vorort der
Hauptstadt und erwirtschafte jährlich umgerechnet rund 3300 Euro aus dem Verkauf
der Welpen.
„Das neue Gesetz wird mein Leben bestimmt komplizierter machen, aber
es wird mich nicht abhalten, so lange ich das Geld brauche „, sagt der Rentner,
und fügt hinzu: „Es gibt viele, die das so sehen wie ich.“ Mit einer Lizenz, das
räumt er ein, lasse sich der Gewinn aus dem Welpenverkauf im Schnitt um 60
Prozent steigern. Doch der ganze Papierkram, mal abgesehen von den strengen
Zuchtvorschriften, spreche dagegen.
Deutsche Märkte lukrativer als polnische
So lange sich mit illegaler Hundezucht Geld machen lasse, werde sie
weitergehen, ist auch die These von Tierschützern in Polen: „Züchtung und
Verkauf nicht registrierter Haustiere sind ein in Polen weit verbreitetes
Phänomen, eine steuerliche Regulierung existiert nicht „, ergänzt Cezary
Wyszynski von der Tierschutz-Organisation Viva!. Viele dieser Züchter hätten die
lukrativen Märkte in Deutschland und Österreich im Blick, wo sich die Welpen teurer verkaufen ließen als in Polen. (afp)