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Helmut Kohls Ex-Geliebte „würde ihn so gern noch mal sehen“

Helmut Kohls Ex-Geliebte „würde ihn so gern noch mal sehen“

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_DSC6569.jpg Foto: Reto Klar
Beatrice Herbold aus Berlin hat an Eides statt versichert, die Geliebte von Helmut Kohl gewesen zu sein. Ein Gespräch über die Affäre.

Berlin. 

Vor einer Woche ist ihre Affäre bekannt geworden. Beatrice Herbold soll von 1995 bis 1999 eine Beziehung mit dem damals noch drei Jahre amtierenden Bundeskanzler Helmut Kohl gehabt haben.

Auf Nachfrage der „Berliner Morgenpost“ sagt die selbstständige Berliner Immobilienmaklerin aus Dahlem, sie sei selbst „baff“ gewesen, als die „Bunte“ sie vor fast einem Jahr angerufen habe und davon berichten wollte. „Ich habe 20 Jahre nicht darüber gesprochen“, sagt Beatrice Herbold, als wir sie sprechen. „Und ich wollte auch nie darüber reden, ich habe es 20 Jahre nicht getan.“

Nun habe sie sich jedoch entschieden, an die Öffentlichkeit zu gehen und ein Buch zu schreiben. „Mir ist bewusst geworden, dass ich lieber die wahre Geschichte erzählen möchte. Und entweder man beschreibt es dann so, wie es war, oder man lässt es“, sagt die 57-Jährige. Ein Gespräch über Reue, die späte Entscheidung – und ob sich die Familie Kohl seit der Veröffentlichung bei ihr gemeldet hat.

Warum erzählen Sie von der Affäre mit Helmut Kohl erst jetzt, 20 Jahre später?

Beatrice Herbold

: Ich war mir gar nicht sicher, ob ich das überhaupt jemals sagen wollte. Es ist ja doch etwas sehr Privates. Aber auf der anderen Seite habe ich dieses Buch nicht erst seit gestern, sondern schon ziemlich lange im Kopf. Das ist eine Aufarbeitung für mich. Und zum Abschluss der Geschichte fehlte es. Ich wollte alles erzählen. Und es passt jetzt, weil ich 57 Jahre alt bin und man in diesem Alter ein anderes Weltbild hat.

Und weil Sie glauben, dass es Helmut Kohl nicht mehr schaden kann? Hatten Sie keine Angst vor seiner Reaktion?

Gar nicht. Sie wird positiv gewesen sein, weil die Geschichte positiv war. Er hat schon so viele Höhen und Tiefen erlebt, wahrscheinlich wird es ihm mehr Freude gemacht haben, als dass es ihn belastet. Ich kann mich aber auch komplett irren.

Das heißt, er hat sich bei Ihnen seit Bekanntwerden Ihrer Beziehung in der vergangenen Woche nicht gemeldet?

Nein, er hat sich nicht gemeldet. Auch seine Frau hat sich nicht gemeldet.

Wann haben Sie ihn das letzte Mal gesehen oder gesprochen?

Im Jahr 2000. Als er Boris Jelzin im „Grand Kempinski Falkenstein“ empfangen hat. Da rief er mich zuvor an, und wollte wissen, ob ich ihm dieses Hotel dafür empfehlen kann. Und als Jelzin eintraf, war ich dabei. Das war das letzte Mal, dass ich ihn gesehen habe.

Waren Sie traurig, dass er sich im Anschluss nicht mehr gemeldet hat? Hätten Sie die Beziehung mit ihm gern fortgeführt?

Ja und nein. Ja, wegen der schönen Zeiten, nein, weil ich keine Zukunft mit ihm gesehen habe. Ich hätte nie gewollt, dass er sich von seiner Frau trennt.

Hatten Sie gegenüber Hannelore Kohl, die zu dieser Zeit noch seine Ehefrau war und 2001 verstorben ist, je ein schlechtes Gewissen?

Nein. Und Helmut sagte stets: Mach Dir keine Sorgen, es ist alles geregelt. Er hat mich aber immer gefragt, ob ich meinen Mann seinetwegen verlassen hätte. Ich habe ihm jedes Mal gesagt, dass das nicht der Fall ist.

Was meinen Sie, wird seine jetzige Ehefrau, Maike Kohl-Richter, dazu gesagt haben, als sie davon in der Zeitung erfuhr?

Also wusste Frau Kohl-Richter bis zu Veröffentlichung auch nichts von der Affäre?

Nein, von meiner Seite nicht. Es sei denn, er hat es ihr erzählt.

Ist es Ihnen schwer gefallen, während der Liaison und auch danach nie darüber sprechen zu können?

Nein, das ist es überhaupt nicht. Weil ich auch nie bekannt sein wollte, besonders nicht über diesen Weg. Ich finde es herrlich, wenn man unbekannt ist. Und ich hatte befürchtet, dass sich das ändert.

Hat es sich das? Sind Sie oft angesprochen oder erkannt worden?

Mich hat niemand angesprochen. Aber ich hatte ein paar Mal den Eindruck, dass einige Menschen mich herzlich anstrahlen, als ob sie es wüssten, aber nichts sagen wollen.

Wusste denn niemand in Ihrem Umfeld schon vorher davon, hat Fotos gesehen, Briefe gelesen, Sie gefragt, was Sie in den Zeiten, wo Sie sich mit Herrn Kohl in Ihrer damaligen Wohnung in Wiesbaden getroffen haben, gemacht haben?

Von meiner Seite wusste es zu dieser Zeit damals nur eine Freundin und sonst niemand. Wie der „Focus“ jetzt schreibt, soll angeblich sein Sohn Walter zur gleichen Zeit im selben Haus wie ich gewohnt oder ein Büro gehabt haben. Das stimmt nicht. Ich weiß, dass das jetzt ein Aufreger ist, aber ich hoffe, das Thema beruhigt sich auch schnell wieder. Aber ich stehe dazu. Deswegen habe ich es auch an Eides statt versichert.

Was sagen Sie den Menschen, die Ihre Offenbarung letzte Woche als geschickte PR-Geschichte bezeichnen würden, um den Absatz Ihres Buches in die Höhe zu treiben?

Das mag gar nicht so falsch sein. Aber Sie müssen daran denken, dass es mir wichtig war, die Wahrheit zu erzählen. Ich hatte Sorge, dass unsere Geschichte nicht richtig erzählt wird. Und ich würde ihn so gern noch einmal sehen.

Gab es Beschimpfungen, unangenehme Reaktionen?

Gar nicht. Eher gar keine Reaktionen. Viele waren überrascht, einige Freunde haben das Bild von mir und ihm zuhause jetzt erst deuten können.

Wie hat Ihre Familie, haben Ihre Freunde reagiert, als sie von der Affäre gelesen haben?

Insgesamt sind die Reaktionen meist positiv. Sie waren letzten Mittwoch die Erste, mit der ich darüber nach Veröffentlichung gesprochen habe. Ich hatte es zuvor niemandem erzählt, nicht mal meine engsten Freunde wussten davon. Sie dürfen sich geehrt fühlen. Ich hatte es bis zu diesem Tag der Veröffentlichung für mich behalten.

Was ist mit Ihrem Ehemann, wusste er davon?

Nein, der wird umgefallen sein. Er ist inzwischen mein Ex-Mann. Als die Affäre begann, lebten wir bereits ein Jahr in Trennung. Das 15-jährige Zusammensein mit ihm war die Hölle auf Erden. Auch deswegen möchte ich dieses Buch schreiben.

Wann soll das Buch erscheinen?

Ich habe ganz ganz viel geschrieben. Aber ich bin kein professioneller Autor und noch fehlen mir Agent und Verlag. Ich habe mich noch nicht entschlossen, mit wem ich es machen möchte. Und nach und nach fallen mir auch noch Erinnerungen ein, die passend für das Buch sind. Also frühestens im Dezember dürfte es was werden.

Und wie viele Seiten werden die Erinnerungen mit Helmut Kohl tragen?

Ich werde mein ganzes Leben beschreiben. Insgesamt werden es circa 250 bis 280 Seiten sein. Es war sehr liebevoll, es sind wunderschöne Geschichten dabei. Die in der letzten Woche noch gar nicht bekannt geworden sind. Und deswegen möchte ich nun auch, dass dieses Buch erscheint.

Mit Fotos aus der gemeinsamen Zeit?

Es gibt natürlich Fotos, ganz viele, aber leider sind durch einen Umzug auch viele meiner ganz persönlichen Fotos, wie von meinen Eltern, komplett verschwunden. Aber es gibt noch andere Fotos, von Bekannten.

Der Schritt an die Öffentlichkeit wird Ihnen wohl helfen, einen Verlag und Agenten zu finden.

Ja, genau. Das denke ich auch, dass das so sein wird.

Das Interview ist zuerst bei der „Berliner Morgenpost“ erschienen.