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Florian Teichtmeister – der Star aus dem Sarajevo-Film

Florian Teichtmeister – der Star aus dem Sarajevo-Film

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Das Attentat - Sarajevo 1914 Foto: ZDF/Petro Domenigg
Das ZDF setzt am Montagabend auf ein unbekanntes Gesicht: Florian Teichtmeister spielt den Mann, der die Hintergründe des Attentates von Sarajevo aufklären musste. Das deutsche Publikum kennt ihn nicht, das österreichische dagegen sehr wohl. Wer ist dieser Mann?

Essen. 

Millionen können ihn am Montagabend im Fernsehen erleben. Im Zweiten, in dem exzellenten Historienkrimi „Das Attentat — Sarajevo 1914“. Als Leo Pfeffer, den scharfsinnigen Ermittler, der die verschwörerischen Hintergründe des Anschlags aufdecken will, der Europa ins Verderben des Ersten Weltkriegs führt und sich dabei auch noch unglücklich verliebt. Ein Mann, den es wirklich gab und der bei allem Eifer natürlich scheiterte, weil höhere Mächte längst entschieden hatten, dass es Krieg geben musste.

Wer ist dieser streng dreinblic­kende Florian Teichtmeister, der mit seinem reduzierten Spiel so viel Spannung um sich und seine Person erzeugt? Und warum hat man diesen außergewöhnlich begabten Schauspieler im deutschen Fernsehen noch nicht öfter erlebt?

Es ist die Liebe zum Theater, die ihn zur Dosierung seiner Bildschirmauftritte zwingt. Florian Teichtmeister, 1979 in Wien geboren und Absolvent des legendären Max-Reinhardt-Seminars, wo er heute selbst lehrt, ist seit neun Jahren festes Ensemble im „Theater in der Josefstadt“. Der Ritterschlag für einen Schauspieler. Im Haus spielten und spielen seit seiner Gründung 1788 die ganz Großen der Theaterwelt.

Österreichische Kritiker preisen seine Wandlungsfähigkeit

Teichtmeister, der mit Gastauftritten bei den Salzburger Festspielen so gefragt ist wie am Wiener Burgtheater, gibt den wie aufgezogen herumwirbelnden Mozart in Peter Shaffers „Amadeus und Salieri“, er spielt Nestroy, Schnitzler, Ibsen, Tschechow. Österreichische Kritiker preisen seine Wandlungsfähigkeit an. „Zum Spaß sage ich immer, schauen wir, was ich für ein Kostüm anhabe, dann weiß ich, was ich spielen muss“, hat er dem Wiener „Kurier“ kürzlich in einem Interview gesagt.

Die Fotos dazu zeigen einen kleinen, freundlich lächelnden Burschen mit Dreitagebart und Nerd-Brille am Frühstückstisch seiner Wohnung. Einen, der zum Frühstück schon Cola in sich reinschüttet, und der sich auch mal zu ein paar Faxen hinreißen lässt, wenn der Fotograf drum bittet. So kennt ihn natürlich seine Freundin, eine 30-jährige Volksschullehrerin, nicht aber das Publikum. Man erkennt nur mühsam in ihm diesen grüblerischen Leo Pfeffer – oder fühlt wieder einmal besonders intensiv, wie weit Spiel und Wirklichkeit auseinanderliegen: Einer wie Florian Teichtmeister verschwindet in seinen Rollen. Eben ein Schauspieler.

Teichtmeister sammelt Auszeichnungen

Allzuviel Zeit fürs Fernsehen bleibt ihm nicht, mindestens einen Film pro Jahr schafft er dennoch, auch zwei „Tatorte“ waren schon dabei. Die Herausforderung der Nähe beim Filmen ist ihm daher nicht fremd: „Eine der Erkenntnisse dieses Attentat-Films ist für mich, dass diese Kamera in dich reinschauen kann“, sagte er unlängst der „Oberösterreichischen Zeitung“ in einem Gespräch. „Sie zieht die Wahrheit aus dir heraus und enttarnt die Lüge sofort, das ist etwas ganz anderes als eine Theatervorstellung.“

Teichtmeister sammelt bereits Auszeichnungen, den Deutschen Schauspielerpreis gewann er in diesem Jahr, als verzweifelter Geiselnehmer hatte er in „Spuren des Bösen – Racheengel“ großen Eindruck gemacht. Er nimmt die ungeteilte Anerkennung für seine Arbeit bescheiden zur Kenntnis und ist sich der Selbstverwirklichungsvorzüge seines Berufs bewusst: „Ich denke, manchmal überfällt mich dieses Glück“, verriet er dem „Kurier“, „ich bin wahnsinnig dankbar, wenn ich die Möglichkeit erhalte, gewissenhaft zu arbeiten. Karriere ist für mich das Ergebnis, nicht das Ziel.“

Mit „Das Attentat – Sarajevo 1914“ sei für ihn „ein lang gehegter Wunsch in Erfüllung“ gegangen: „Ich wollte schon immer einen historischen Film drehen, einmal in eine solche Welt eintauchen.“

Und spätestens damit hat Florian Teichtmeister bleibenden Eindruck hinterlassen. Nicht nur im Theater.