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Einbalsamiert wie Chávez – in anderen Ländern ist das normal

Einbalsamiert wie Chávez – in anderen Ländern ist das normal

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Foto: ap
Venezuelas verstorbener Staatschef Hugo Chávez wird einbalsamiert und in einem gläsernen Sarg ausgestellt. Das Einbalsamieren wird von „Thanatopraktiker“ vorgenommen – ein Experte aus Bochum berichtet, wie es geht.

Bochum. 

Der Tod macht alle gleich – nicht ganz, jedenfalls, was das Äußere angeht. Während bei Normalsterblichen die Erdbestattung zwar noch der Klassiker ist, der Trend jedoch zur Urne geht, setzen Staatsmänner gerne auf Dauerpräsenz: Wie nun Hugo Chávez, der an Krebs gestorbene Staatschef Venezuelas. Er lässt sich einbalsamieren und wird in einem gläsernen Sarg aufgebahrt.

Päpste, selbst die Revolutionsführer Ho Tschi Minh, Lenin und Mao Tsetung haben diese Möglichkeit gewählt. „Das geht nur, wenn der Tote auch ansehnlich aussieht“, sagt Thomas Wolf vom Bochumer Bestattungsunternehmen Fritz, das zugleich auch ein Institut für „Thanatopraxis“ ist. „Thanatopraxis“ (griechisch) verbindet den „Gott des Todes” (Thanatos) mit dem Begriff des „Handwerks”.

Die Wurzeln des Einbalsamierens gehen zurück bis in die ägyptischen Grabkammern. Doch die gängige Praxis der Leichenkonservierung ist nicht mit den Pharaonen gestorben. In den USA ist die Kunst des Einbalsamierens gelebte Tradition, die zurückgeht bis in die Zeiten des Bürgerkrieges. Damals war es als Methode gedacht, Leichname Gefallener über größere Strecken überführen zu können.

Für die große Inszenierung am offenen Sarg, wie sie in den USA Methode hat, sei die Einbalsamierung eine gute Sache, meint Wolf. Erste Anzeichen des organischen Zerfalls wie auch bestimmte Gerüche erübrigten sich so. Von den USA hebe sich Deutschland ab. „Bei uns sollen Tote wie Tote aussehen und nicht wie Puppen.“

Die Engländer stehen voll auf Pink

Jedes Land habe seine eigenen Moden. „Ich habe in England gelernt, da sollten die Toten zum Beispiel schön rosig aussehen.“ Um das zu erreichen, wurde die Einbalsamierung mit einer gefärbten Flüssigkeit vorgenommen. „Die Engländer stehen voll auf Pink.“ Wolf hat sich auf Wunsch seines Chefs in Liverpool zum Thanatologen weiterbilden lassen. „Da wurden acht von zehn Leichen einbalsamiert.“ In Deutschland, wo im Bundesverband der Thanatopraktiker etwa siebzig Einbalsamierer ihr Handwerk anbieten, komme das eher seltener vor. „Ich hatte in dreizehn Jahren erst zwei Fälle“, so Wolf.

„Wenn einbalsamiert wird, dann häufig bei Menschen, die zum Beispiel aus Italien stammen und im Ruhrgebiet verstorben sind. Passiert das im Hochsommer, haben wir die Pflicht zur Einbalsamierung, egal, ob der Leichnam im Flugzeug oder Auto gen Heimat transportiert wird.“ Hygiene sei das Stichwort: Bei einem Erdbeben in der Türkei habe sich Wolfs Chef mit einem Team auf den Weg gemacht und auf offener Straße Einbalsamierungen vorgenommen.

Formalin ersetzt das Blut

Einbalsamieren habe übrigens nichts mit Balsamieren zu tun. Statt Balsam werde der Körper „mit Formalin fixiert“, so Wolf.

Ein Vorgang, der etwa ein bis zwei Stunden in Anspruch nehme und den Austausch der Körperflüssigkeiten vorsieht. Die Flüssigkeit, die dann durch die Gefäße läuft, ist ein Konservierungsmittel. „Meist nehmen wir dreiprozentiges Formalin“, damit könne man den Leichnam in der Regel ein bis zwei Wochen gut erhalten. „Bei Lenin hat man eher hochprozentigeres genommen. Außerdem liegt er ja auch noch in einem Formalinbad.“

Das Handwerk beschreibt Wolf so: Formalin wird über einen feinen Schlauch in den Körperkreislauf gegeben, so dass das Blut verdrängt wird. Dabei müssen die Körperöffnungen verschlossen werden. Auch müsse die Flüssigkeit aus den Organen abgesaugt werden. Häufiger als Einbalsamieren sei jedoch der Wunsch, dem Toten noch ein ansprechendes Äußeres per Schminke mitzugeben. „Es gibt Spezialschminke, aber wenn einer sagt, dass Tante Trude ihren Lippenstift aufgelegt kriegen soll, dann machen wir das auch.“