Wer John Cleese sagt, meint Monty Python – und andersherum. Doch der Engländer hat weit mehr zu bieten. Denn Cleese ist ein Multitalent: Er wirkt und wirkte als Schauspieler, Drehbuchautor und Synchronsprecher. Jetzt wird er 75 Jahre alt.
Man kennt ihn als den gefühlsgehemmten Anwalt Archie Leach in „Ein Fisch namens Wanda“, als eitlen Sir Lancelot aus „Die Ritter der Kokosnuß“ oder als stolzer Hohepriester in „Das Leben des Brian“: John Cleese. Der Engländer feiert Geburtstag, seinen 75. Oft spielt und spielte er leicht verpeilte Charaktere, die gefangen sind in den Regeln der Gesellschaft oder ihrem eigenen Wesen. Ausbrüche daraus werden bei ihm zum großen Spaß für das Publikum. Doch wer ist dieser Mann, dessen feiner und entlarvender Humor so viele Menschen begeistert?
Geboren wird John Marwood Cleese am 28. Oktober 1939 in England. Schon früh wird sein Talent entdeckt, die Bühne ist seine Welt. Während seines Jura-Studiums tritt er mit verschiedenen Revues auf, tourt nach seiner Promotion unter anderen durch die USA und lernt im Laufe der Jahre die späteren Monty-Python-Kollegen Graham Chapman, Terry Gilliam, Eric Idle und Michael Palin kennen. Von da an ist es nicht mehr weit bis zum ersten Auftritt der Comedy-Combo mit dem Programm „Monty Python’s Flying Circus“ im Jahr 1969. Der grotesk-lustige Humor der Truppe kommt überwältigend gut an.
Das Prinzip ist einfach: Man nimmt sich selbst auf die Schulter, also die Engländer, deren spezielle Art sich perfekt für die Sketche der verrückten Truppe eignet. Cleese selbst spielt darin oft den verklemmten Briten. Das Format ist ein TV-Hit. Später verlässt er den Flying Circus, arbeitet an anderen Projekten. Auch produziert er die erfolgreiche Sitcom „Fawlty Towers“. Auch hier übernimmt er eine Rolle, natürlich die des steifen Briten. Aus dieser Serie stammt auch das Zitat „Don’t mention the war“, das die Hauptfigur der Serie, ein Hotelier, seinen Angestellten im Umgang mit den deutschen Gästen mitgibt. Denn zu dieser Zeit, den 70ern, sahen die Briten in den Deutschen immer noch den ehemaligen Kriegsgegner. Dieses Zitat hat sich zum festen Begriff in England entwickelt – ein Zeichen dafür, wie populär und stilbildend Cleeses Humor war und ist.
Doch sein Wirken umfasst noch ganz andere Bereiche: Er gründet eine Produktionsfirma und schreibt Ratgeber. Vor allem liegt ihm viel daran, Bildung zu vermitteln: in populärwissenschaftlichen Sendungen, aber auch als Gastprofessor. Ein Mann mit vielen Talenten, wobei das, Leute zum Lachen zu bringen, wohl noch immer sein Größtes ist.
Seine besondere Art des Spaßes ist auch durch TV- und Kino-Filme bekannt. Zu seinen besten Filmen zählen „Die Ritter der Kokosnuß“ aus dem Jahr 1975, „Das Leben des Brian“ (1979) oder „Ein Fisch namens Wanda“ (1988) – alle drei inzwischen Klassiker des Genres Komödie. Allesamt mit Mitgliedern von „Monty Python“. Ab den Nullerjahren lässt er es dann ruhiger angehen, sein Output ist weiter hoch, doch übernimmt er zumeist Nebenrollen oder kleinere Parts, dazu ist er als Sprecher in Animationsfilmen gefragt. Gastauftritte in diversen Shows und Serien hat er über die Jahre hinweg auch einige, jeder schmückt sich gerne mit seinem Humor. Im Sommer 2014 gibt es eine umjubelte Comeback-Tour der Monty-Python-Truppe – allerdings begrenzt auf zehn Auftritte.
So abwechslungsreich wie sein Schaffen ist auch sein Privatleben. Cleese ist inzwischen schon zum vierten Mal verheiratet. Ehefrau Nr. 1 war Connie Booth (1968-78), danach folgte Barbara Trentham (1981-1990), darauf Alyce Faye Eichelberger (1992-2008) und jetzt führt er mit der 31 Jahre jüngeren Jennifer Wade (seit 2012) ein Eheleben. Zwei Töchter (jeweils eine mit Booth und Trentham) hat er. Offensichtlich spielen Frauen eine durchaus wichtige Rolle in seinem Leben. Jedoch ist sein Verhältnis zum anderen Geschlecht durchaus ambivalent. Schließlich hat ihn die Scheidung von seiner dritten Ehefrau fast in den Ruin getrieben und über seine Mutter ist der Satz von ihm überliefert, den er nach ihrem Tod im biblischen Alter von 101 Jahren gesagt haben soll: „Ich dachte schon, ich werde sie nie los.“ Schwer zu beurteilen, ob diese Aussage ernst zu nehmen ist. Launig ist sie allemal.