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Der Kommissar redet Tacheles

Fernsehkommissar redet Tacheles

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Foto: IMAGO
Schauspieler Thomas Thieme spricht über Ausraster, über das Verhältnis zu seinen Kindern und seine Leidenschaft für Iris Berben.

Berlin. 

Wer hat Angst vor

Thomas Thieme

? Der Thüringer hat Helmut Kohl gespielt, ist aber vor allem als Bösewicht bekannt: Thieme war der Stasi-Minister in „Das Leben der Anderen“, Hitlers Sekretär in „Der Untergang“ und spielt gerade einen Stalinisten in „Hotel Lux“. Der neue Gert Fröbe des deutschen Kinos kann aber auch anders: Seit vier Folgen ist der Bühnenprofi Thieme Iris Berbens Kollege in der ZDF-Krimiserie „Rosa Roth“. Zum Interview in Berlin kommt ein gut gelaunter 63-Jähriger mit roter Schirmmütze und lustigen Augen.

Verfolgt Sie das Image des Bösewichts? Sind die Menschen erst mal scheu in ihrer Gegenwart?

Thieme: Ich tue ja niemandem was, außer, dass ich meine Rollen spiele. Das Gute daran ist aber: Ich werde nicht so schlecht behandelt wie viele andere. Die Leute reden auch nicht so viel dummes Zeug.

Mal ehrlich, Sie setzen Ihr Talent doch auch im Alltag ein, oder?

Ich kann schon mal austicken. Zum Beispiel, wenn mich Polizisten beim Autofahren anhalten. Ich springe dann raus und brülle die an. Das finde ich ziemlich scheußlich. Ich weiß ja, das sind keine Idioten, sondern ganz normale Jungs, die sich von vielen anpöbeln lassen müssen.

Sternzeichen Skorpion. Was muss passieren, damit Sie den Stachel ausfahren?

Mir muss einer wahnsinnig auf die Nerven gehen. Er muss versuchen, meine Autonomie zu beschränken. Künstlerischen Vorgesetzten schmeckt Autonomie nur bedingt.

Kommissar Körber ist ja auch kein einfacher Typ.

Ich glaube, Körber ist auch sehr autonom. Entweder hat er das von mir oder ich habe es von ihm.

Die neue Folge von Rosa Roth („Bin ich tot?“, Samstag, ZDF, 20.15 Uhr) zeigt Markus Körber als Vater, der seine Tochter vor Jahren an einen Zuhälterring verloren hat. Er will den Täter zur Rechenschaft ziehen. Das sei das Recht des Vaters, sagt er.

Das ist typisch für ihn. Er hat etwas Anarchisches und gleichzeitig Altmodisches. Er ist ja physisch ganz gut dabei.

Kennen Sie das? Sie haben selbst einen Sohn und zwei Töchter.

Ja, aber die sind schon erwachsen. Klar, als die Kinder jünger waren, habe ich schon komische Sachen geträumt. Also, wenn ich ein vierzehnjähriges Mädchen hätte, das misshandelt worden wäre, könnte ich sicher nicht für mich garantieren.

War es schwer, die Kinder loszulassen?

Ach, ich höre oft Tage und Wochen lang nichts von ihnen, aber wenn sie was brauchen, kriege ich eben mal wieder einen Anruf (lacht).

Körber hält sich neben Rosa Roth noch immer zurück. Lassen Sie Iris Berben den Vortritt?

Ich verehre Iris Berben. Sollte man das im Film merken, fände ich das gut. Außerdem ist sie der Chef.

Läuft da was zwischen Roth und Körber?

Rosa Roth ist frei, sie sind ungefähr gleich alt und sie belauern sich. Sicher, da ist noch nichts Erotisches. Aber ich bin gespannt, wie das weitergeht. Irgendwie sind da Schwingungen zwischen den beiden. In der Folge im Frühjahr kommt es sogar zu einer Zerreißprobe. Aber sie halten zusammen.

Ist Körber ein politisch Linker?

Wenn man es nicht parteipolitisch versteht – stören würde es mich nicht. Körber redet Tacheles. Und auch ich habe ja eher eine proletarische Gesamtausstrahlung.