Die Schauspielerin ist in ihrem Fach brillant. Aber sie kann noch mehr: Die Foto-Designerin hat faszinierende Porträts ihrer Kollegen gemacht, am Set oder auf der Bühne. Dass sie spontan wirken, hat einen guten Grund. An diesem Mittwoch ist sie in der ARD mit Jan Fedder zu sehen, der den „Hafenpastor“ spielt.
Berlin.
Ihr Gesicht ist bekannter als ihr Name: Margarita Broich gilt eher als große Darstellerin denn als große Selbstdarstellerin. Dabei hat die 52-Jährige, die mit „Tatort“-Kommissar Martin Wuttke verheiratet ist, neben dem Schauspiel-Talent eine weitere große Gabe: Sie kann die Faszination ihrer Arbeit beschreiben. Und das hat einen besonderen Grund.
Die Arzt-Tochter ist das Nesthäkchen ihrer Familie. „Ich bin das letzte von vier Kindern, da war der Erziehungswille gebrochen“, sagt sie und lacht. „Meine anderen Geschwister mussten Medizin studieren, bei mir hatte man’s aufgegeben.“ Sie will fotografieren. Ihre Eltern haben Verständnis. Vater Broich hat auch viel geknipst. Neben seinem Beruf als Klinik-Chef im Westerwald hat er noch eine weitere Leidenschaft: Er zaubert. „Er konnte das ganz toll. Das Wichtige beim Zaubern sind die Ablenkungsmanöver und das Reden.“
Als Theater-Fotografin am Schauspielhaus Bochum begonnen
Auch Margarita Broich hat ein Talent zum Reden. Als Design-Studentin beschwatzt sie das Schauspielhaus Bochum, sie als Bühnen-Fotografin zu engagieren. Dabei hat sie „ein bisschen lieblos gefragt“, ohne genau zu wissen, was sie beim Theater machen will.
Bald merkt sie, dass es sie auf die Bühne selbst drängt. Sie geht nach Berlin, spielt an der Hochschule der Künste vor und wird prompt genommen. Zunächst konzentriert sich Margarita Broich auf die Bühne. Erst viel später kommen Film und Fernsehen dazu. „Ich habe gemerkt, dass ich mit Dreharbeiten gut zurecht komme – weil ich mich sehr kurzfristig sehr stark auf den Punkt konzentrieren kann. Beim Theater muss man sich zwei Monate lang am Stück konzentrieren. Du kannst nicht wirklich abschalten. Und das ist mir mit Kind und Kegel gelegentlich schwer gefallen. Und beim Drehen bin ich frei im Kopf“, sagt sie.
Die Frau von der Ausländerbehörde
Sicher, Margarita Broich kann auch Unterhaltung. Aber öfter noch macht sie Qualitätsfernsehen, „Teufelsbraten“, „Das Feuerschiff“, „Effi Briest“, „Tatort“ und demnächst das Amok-Drama „Das Jahr nach Morgen“. Und in dem Oscar-prämierten Kinofilm „Der Vorleser“ ist sie auch zu sehen.
Dabei geht Margarita Broich auch eher unsympathisch wirkenden Figuren nicht aus dem Weg. Jan Fedder, beispielsweise, hat es an diesem Mittwoch, 20.15 Uhr, als „Hafenpastor“ (ARD) nicht leicht mit ihr: Sie mimt die Sachbearbeiterin von der Ausländerbehörde, die eine Afrikanerin abschieben soll. Die Dreharbeiten in Hamburg hat Margarita Broich genossen. Und doch ist die gestandene Darstellerin „ziemlich aufgeregt“ – bei einer Kuss-Szene mit Fedder. „Na ja, man freut sich, wenn alles gut wird“, gesteht sie, und es klingt ein Hauch von Verlegenheit mit.
Obwohl sich Margarita Broich letztlich fürs Spielen entschieden hat, fotografiert sie weiter. Ob Set oder Bühne – sie nimmt stets die Kamera mit. Nach der Arbeit fotografiert sie ihre Kollegen, von Ben Becker bis Dietmar Bär. Ihre Bilder werben für ihren Beruf: „Man sieht, dass die Bühnen-Schauspieler dampfen, sie sind durchblutet, sie sind wach.“ Die Bilder wirken spontan. Kein Wunder: „Es musste immer schnell gehen. Die Kollegen wollten ja unter die Dusche.“