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VfL-Talent Pavlidis ist das „vierte Kind“ der Familie Peretz

VfL-Talent Pavlidis ist das „vierte Kind“ der Familie Peretz

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Foto: Ingo Otto / Funke Foto Services
Evangelos Pavlidis kickt in der Nachwuchsabteilung des VfL Bochum. Der 17-jährige Grieche lebt bei der Familie eines Mitspielers.

Bochum. 

Kala Christougenna – Frohe Weihnachten. Wenn VfL-Nachwuchsspieler Evangelos Pavlidis auf der Wohnzimmer-Couch mit der Familie Peretz gemütlich zusammen sitzt und im Kerzenschein des Adventskranzes Weihnachtsgebäck knabbert, könnte das Bild idyllischer kaum sein: Man könnte annehmen, dass der Grieche schon immer ein Teil dieser Familie ist. Dabei ist Pavlidis erst seit gut einem Jahr überhaupt in Bochum. Die Peretz’ sind die Gastfamilie des 17-Jährigen. „Aber er ist schon wie unser Sohn. Ich sage jetzt immer: Ich habe vier Kinder. Wir wollen ihn nicht mehr missen“, erzählt Familienvater Gjad Peretz.

Früher wurden auswärtige Spieler der VfL-Jugend im Internat des Olympiastützpunktes Wattenscheid untergebracht, seit diesem Sommer geht es stattdessen aus Kosten- und sportlichen Gründen in behütete Haushalte. Pavlidis hingegen ist bereits seit seiner Ankunft in Bochum Ende letzten Jahres bei der Familie Peretz zu Hause. Mittlerweile nennt er seine Gasteltern schon „Mama“ und „Papa“. „Ich fühle mich hier wie zu Hause, sehr wohl“, sagt der griechische U-Nationalspieler in gebrochenem Deutsch.

„Wir behandeln ihn nicht anders als unsere Kinder“

Pavlidis ist in vielerlei Hinsicht ein besonderer Fall. Der VfL hat ihn aus der Fußball-Akademie von Bebides Saloniki in Griechenland verpflichtet. Eine absolute Ausnahme. „Transfers über Ländergrenzen hinweg sind bei uns im Nachwuchs eigentlich nicht realisierbar. Aber er passt von seiner Persönlichkeit her einfach perfekt zu uns“, sagte Jugendleiter Alexander Richter damals. Auch sportlich hat Pavlidis seinen Wert nachgewiesen. In insgesamt 21 Spielen für die U17 und die U19 hat er in der Junioren-Bundesliga 12 mal getroffen, sieben weitere Tore vorbereitet. Schon direkt im ersten Spiel gelangen ihm ein Treffer und eine Vorlage.

Das Umfeld ist einer der Gründe, warum es bei dem Griechen von Anfang an gut lief in Bochum. „Evangelos hat sich bei uns sehr schnell integriert“, berichtet Gastmutter Martina Peretz: „Wir wollen ihm hier nicht nur einen Platz zum Schlafen, sondern ein Heim und Liebe schenken. Wir behandeln ihn nicht anders als unsere Kinder.“ Das sind Celine (9), Noah (13) und Liron Peretz (17), der ebenfalls in der U19 des VfL spielt. Mit Noah, dem jüngeren Bruder, duelliert er sich auf der Playstation, statt auf dem Rasen.

Die große Liebe Fußball

Pavlidis ist in eine fußballverrückte Familie geraten, selbst die kleine Celine spielt (beim LFC Laer). Am Samstag um 15.30 Uhr wird Bundesliga geschaut, beim VfL ist die ganze Familie alle 14 Tage im Stadion. Und zu den Spielen der Kinder kommen auch immer alle. „Fußball ist für uns alle eine große Liebe, das eint uns mit Vangelis“, sagt Gjad Peretz, der einst in Israel selbst Profi war: „Und er hat unsere Familie bereichert.“

Einige kulinarische Köstlichkeiten hat Pavlidis in den Haushalt der Peretz’ eingeführt, wie etwa griechischen Honig. Aber mittlerweile hat er auch die deutsche Küche „lieben gelernt“, wie er selbst sagt: „Vor allem Schnitzel mit Kartoffelgratin.“ Vom Charakter der Deutschen ist er manchmal beeindruckt und will sich etwas davon abschauen: „Organisation. Die Deutschen organisieren alles bis ins letzte Detail.“

Zweimal Deutschunterricht pro Woche

Zweimal in der Woche lernt Pavlidis beim Sprachunterricht Deutsch, ansonsten geht er auf eine griechische Schule in Dortmund. In seiner Heimat hatte er aber schon zwei Jahre lang Deutsch in der Schule. Denn im Hinterkopf hatte er immer, dass er eines Tages für seinen Traum vom Profifußball ins Ausland gehen könnte. „Und Deutschland ist gut für Fußball“, sagt Pavlidis, der vom VfL anfangs nicht viel wusste, nach ersten Besuchen aber schnell feststellte: „Das ist ein guter Klub, und ich habe mich von Anfang an sehr willkommen gefühlt.“

Die Weihnachtszeit wird der VfL-Nachwuchsspieler in seiner Heimat Griechenland bei den Eltern und seinem jüngeren Bruder verbringen. Die vermisst er, trotz der guten Bindung zur Gastfamilie, natürlich. Wenn er in Bochum ist, telefoniert er fast täglich einmal nach Griechenland. Auf Weihnachten hat er sich lange gefreut, aber diesmal ist etwas anders, wie er sagt: „Diesmal werde ich auch Bochum vermissen. Es ist jetzt meine zweite Heimat.“