Interview mit Jens Rasiejewski, der seit August neuer Sportlicher Leiter des Talentwerks ist und den Nachwuchs des VfL Bochum nicht aus den Augen lässt.
Die Nachwuchsabteilung des VfL Bochum hat Zuwachs bekommen. Seit August ist Jens Rasiejewski Sportlicher Leiter des Talentwerks. Der ehemalige Bundesligaspieler (u.a. Hannover 96, Eintracht Frankfurt) war zuletzt vier Jahre lang U17-Trainer in Hoffenheim, zuvor an der Seite von Christian Hochstätter Sportkoordinator in Hannover. Im Gespräch mit WAZ-Mitarbeiter Felix Kannengießer beschreibt der 40-Jährige seine ersten Eindrücke und Vorhaben.
Wie kam der Kontakt nach Bochum zustande?
Jens Rasiejewski: Über Christian Hochstätter. Ich kenne ihn aus meiner Zeit in Hannover und habe es anfangs auch verfolgt, als er nach Bochum gekommen ist. Ich war zu dieser Zeit in Hoffenheim U17-Trainer, wollte aber etwas anderes machen. Christian Hochstätter und ich waren immer wieder im Gedankenaustausch, weil hier Veränderungen im Nachwuchsbereich anstanden. Die Phase, in der der Verein steckt, und die handelnden Personen waren für mich ausschlaggebend.
Beim VfL sind Sie als Sportlicher Leiter des Talentwerks angestellt. Wie sieht Ihr Aufgabengebiet aus?
Ich beschäftige mich mit allem, was mit dem Inhalt von Fußball zu tun hat. Wie wollen wir Fußball spielen? Wie setzen wir das um? Wie ziehen wir die Talente aus dem Umfeld hier hin? Außerdem mache ich mir um die Zukunft Gedanken. Ich will mich selbst einbringen, will positive Erfahrungen übertragen.
Wie kann man denn den Standortnachteil ausgleichen?
Wir müssen attraktiv für Jugendspieler sein. Das geschieht für mich auf der einen Seite auf dem Platz bei den Fußballspielen, wo sich die Begeisterung potenzieren muss. Auf der anderen Seite von innen heraus, da gilt es Trainer, Spieler und Umfeld einzubeziehen. Der Wirkungskreis ist enorm groß. Da geht es für mich um Begegnungen. Wichtig ist, dass man immer ehrlich miteinander umgeht. Wir wollen familiär sein, aber nicht aufgesetzt. Am Ende geht es immer noch um Leistungssport. Die innere Struktur muss stimmen, und das müssen wir nach außen tragen.
Was haben Sie hier in Bochum vorgefunden?
Der erste Eindruck war sehr gut. Für mich war das Ruhrgebiet ein weißes Blatt Papier. Vorher habe ich mir keine großen Vorstellungen gemacht, umso mehr überrascht hat mich die tolle Atmosphäre, die in diesem familiären Verein herrscht. Hier wurde schon vorher gute Arbeit geleistet, das zeigen auch die drei Sterne in der Zertifizierung. Das Niveau ist sehr hoch, die Arbeitsmöglichkeiten sind inspirierend.
Wie läuft die Zusammenarbeit mit Nachwuchsleiter Alexander Richter?
Er kümmert sich verstärkt um die Kader und die Zertifizierung. Aber unsere Arbeit überschneidet sich in vielen Bereichen, wir arbeiten eng zusammen. Auch mit dem Vorstand und der Profiabteilung. Das ist ein Vorteil in Bochum, es gibt kurze Wege, die Büros sind gleich nebenan.
In Hoffenheim war das Budget deutlich höher als in Bochum. Müssen sie da umdenken?
Für die gerade angesprochenen Punkte spielt Geld keine Rolle. Auch in anderen Bereichen muss man eben kreativer sein. Ich erlebe hier allerdings ein Umfeld, das alles für den Nachwuchs tut und die Jugendarbeit gut unterstützt. Aber ich weiß, dass es kein Selbstbedienungsladen ist. Wir müssen bei den Ausgaben detailliert planen.
Vermissen Sie es, als Trainer auf dem Platz zu stehen?
Nein, im Moment nicht. Es war eine spannende Zeit, die viel Spaß gemacht hat. Aber es ist wie bei einer Reise, die geht auch einmal zu Ende. Es war eine bewusste Entscheidung. Als U17-Trainer startest du quasi jede Saison mit einer fast neuen Mannschaft von vorne. Hier sehe ich die Chance, etwas mit zu kreieren. In Düsseldorf habe ich nach meiner Spielerkarriere Sportmanagement studiert, außerdem den Fußball-Lehrer gemacht. Hier kann ich beide Bereiche vereinen. Für mich schließt sich in Bochum ein wenig der Kreis, was meine Ausbildung angeht.
Sie waren lange Jahre als Fußballprofi unterwegs, haben die Jugend in Marburg verbracht. Wie hat sich die Nachwuchsarbeit über die Jahre verändert?
Mit meiner Zeit ist das nicht mehr vergleichbar. Die Vereine sind wie Unternehmen, die ausbilden. Da gibt es dann auch ganz andere Herausforderungen. Wer erfolgreich in der Jugendarbeit sein will, muss diese annehmen.