- Henning Jensen, dänischer Top-Stürmer in den 70er-Jahren, ist im Alter von 68 Jahren verstorben
- Alte Weggefährten aus Gladbach sind bestürzt
Mönchengladbach.
Zu seiner Zeit gab es noch Stürmer, die häufig standen. Die darauf warteten, dass sie bedient wurden. Die sich vornehmlich im Strafraum aufhielten, in ihrem Zuständigkeitsbereich.
Henning Jensen war anders. Damals schon, in den 70er-Jahren.
Im Angriff mit Heynckes und Simonsen
Er war trickreich und torgefährlich, er war technisch stark – und dabei immer in Bewegung. Er lief die Abwehrspieler an, als der Begriff Anlaufen noch gar nicht zur Fußballersprache gehörte. Verlorene Bälle holte er auch mal grätschend zurück, dafür war er sich nicht zu schade.
Gemeinsam mit Jupp Heynckes und Allan Simonsen, seinem dänischen Landsmann, bildete Henning Jensen ein grandioses Angriffs-Trio in der großen Zeit von Borussia Mönchengladbach. Vier Jahre lang, von 1972 bis 1976, war er ein prägendes Mitglied jener fantastischen Mannschaft, mit der er Uefa-Cup-Sieger, DFB-Pokal-Sieger und zweimal Deutscher Meister wurde.
Bohnhof tief betroffen
Henning Jensen ist am Montagabend im Alter von 68 Jahren verstorben, er war krebskrank. Die Erinnerungen an ihn sind geblieben, und sie werden bleiben.
„Wir sind tieftraurig über den Tod von Henning Jensen“, sagt Gladbachs Vizepräsident Rainer Bonhof. „Sowohl sportlich als auch als Mensch hat er tiefe Spuren hinterlassen. Wir werden ihn als Mitglied der Borussia-Familie immer in bester Erinnerung behalten.“ Bonhof, Weltmeister von 1974, sagt das nicht nur, weil es sich für einen Funktionsträger so gehört. Sondern vor allem auch, weil er selbst an Henning Jensens Seite spielte, weil er ihn bestens kannte.
Er schwärmte vom Pokalfinale 1973
Der dänische Nationalspieler kam von seinem Heimatklub Nörresundby BK, wo er seine Karriere später auch ausklingen ließ, nach Mönchengladbach. Er akklimatisierte sich schnell, wurde auf Anhieb Stammspieler.
Und erlebte am Ende seiner ersten Saison in Deutschland gleich ein legendäres Spiel mit: das Finale um den DFB-Pokal gegen den 1. FC Köln im Düsseldorfer Rheinstadion; das Spiel, das die Borussia mit 2:1 gewann; das entschieden wurde durch den großen Günter Netzer, der vor seinem Wechsel zu Real Madrid von Trainer Hennes Weisweiler auf die Bank verbannt worden war und sich dann vor der Verlängerung selbst einwechselte.
55 Tore in 156 Pflichtspielen
„Das Endspiel werde ich nie vergessen, es war mein erster großer Sieg, mein erster Titel. So ein Erlebnis bleibt einfach hängen“, sagte Henning Jensen einmal, als er vom Borussia-Magazin „Fohlen-Echo“ interviewt wurde.
55 Tore in 156 Pflichtspielen für die Gladbacher waren ein bemerkenswerter Leistungsnachweis. Diese Quote blieb natürlich auch der finanzkräftigen europäischen Konkurrenz nicht verborgen. Borussia Mönchengladbach musste damals als zwar erfolgreicher, aber vergleichsweise kleiner Verein immer wieder Top-Stars verkaufen. Henning Jensen war einer von denen, die nicht zu halten waren. 1976 wechselte er zu Real Madrid, und auch dort trumpfte er auf: 1978 und 1979 gewann er mit den Königlichen die spanische Meisterschaft.
Fans des 70er-Jahre-Fußballs, nicht nur die von Borussia Mönchengladbach, denken nun traurig an ihn zurück.