Ein ganzes Leben für den Rock'n'Roll – diese Mülheimer Punk-Band rockt jetzt die Charts
Der Mülheimer Andy Brings hat sein ganzes Leben der Musik gewidmet
Er begann als Gitarrist der Gelsenkirchener Metal-Band Sodom
Jetzt startet er mit seiner eigenen Band Double Crush Syndrome in die Charts
Essen.
Alles an ihm ist Rock’n’Roll. Die Haut volltätowiert, die Ohren gepierct, die Haare verwuschelt – Rockstar halt, wie sich das gehört.
In der Zweibar in Rüttenscheid gibt Andy Brings uns ein Interview. Der Mülheimer ist mit seiner Punk-Rock-Band „Double Crush Syndrome“ in die Charts eingestiegen. Er kommt gerade von einer Tour durch die Pubs in England – dem Mutterland des Rock’n’Roll. Heute ist sein freier Tag. Ab Mittwoch geht das Tourleben wieder los.
Er fragt: „Wo ist eigentlich die Kuchentheke?“ Sieht seltsam aus: Andy Brings, mit einem Stück Kuchen in der Hand.
45 Jahre ist Andy Brings jetzt alt. Mehr als sein halbes Leben hat er der Musik gewidmet. Angefangen hatte alles bei Sodom, einer Metal-Band aus dem Pott. 1991 war das. Brings hatte da gerade sein Abi in der Tasche. Statt Lehre oder Studium hieß es als Gitarrist Konzerte geben. Und ab in die Charts.
Nach 25 Jahren wieder in den Charts
25 Jahre später hat der Musiker es wieder geschafft. Diesmal mit seiner Band. Bei Double Crush Syndrome steht er im Mittelpunkt. So war es bereits während seiner Zeit als Solokünstler.
Auch da hatte er Plattendeals. Doch irgendwann ging er einen Schritt zurück: „Ich wollte einfach mal für eine Zeit unter dem Radar fliegen. Befreit von allen Zwängen.“
Double Crush Syndrome war so ein Bierdeckel-Ding. Ein Abend Ende 2012. Zwölf Songs. Runtergerockt. Auf einen Kellner-Zettel geschrieben. Fertig ist die neue Band. Drummer und Bassist? Kannte er von früher. Ein Anruf, schon waren sie an Bord.
Dann wurde gespielt. Brings: „Die Band sollte ihr Publikum finden.“ Kleiner Schuppen. Als Vorband. Ein Dutzend Zuhörer. Scheißegal. „Wenn du nicht für 20 Leute alles gibst, dann hast du es auch nicht verdient, vor 2000 zu spielen.“
Rockstar ist er trotzdem nicht, „auch wenn das als Kind mein Traum war.“ Doch Musiker-Sein hat nichts mit DSDS zu tun. Stattdessen: harte Arbeit. Jeden Tag. Auf Tour mit einem kleinen Van. Fahren. Spielen. Schlafen. Manchmal im Etagenbett. Weiter geht’s.
„Ich bin froh, dass ich von meiner Arbeit leben kann. Mich hat nie etwas anderes als Musik interessiert.“
Zweifel an seinem Weg hatte er nie, sagt er. Glaubt man ihm auch. Stattdessen eine Geschichte vom Klassentreffen: „Da saßen wir nach vielen Jahren und haben von unseren Jobs erzählt. Da haben einige gemerkt, dass in der heutigen Zeit ihre Bankerlehre auch nicht so das Wahre gewesen ist.“
Die heutige Zeit: viel Stress auf der Welt. Inspiration für seine Musik? Oder Tracks über die Flucht davon? Weder noch. Brings: „Ich neige dazu, mir die Probleme der Welt nicht aufzuhalsen.“ Weder im Leben, noch in seiner Musik.
„Das hält jung“
Doch was sagen seine Songs dann? Sie sind wild, aber mit viel Melodie. Der Inhalt? Lass mich mein Leben leben. Mittelfinger. Klassiker. Rock ’n Roll. 90 Minuten Spaß. Kopf aus. „Wer KISS oder die Ramones in sein Herz geschlossen hat, kann auch uns mögen.“
Seit kurzem hat die Band nun auch einen Plattenvertrag. Brachte Mitte März das Studioalbum „Die for Rock’n’Roll“ heraus. Brings: „Es ist toll im Karriereherbst noch einmal den Frühling einzuleiten.“