Essen.
„Essen stellt sich quer“: Das ist keine Bezeichnung einer Querdenker-Organisation – ganz im Gegenteil. Diese Gruppierung setzt sich aktiv für den Kampf gegen Rechte und Nazis ein.
Wie die Organisation herausgefunden hat, wird es auch im Januar wieder Corona-Demonstrationen in Essen geben. Allerdings sind die nicht unbedingt als solche angemeldet. Wer hinter diesen Treffen steckt, das macht dem antirassistischen und antifaschistischen Bündnis Sorgen.
Essen: Illegale Corona-Demos bei Telegram abgesprochen – SIE stecken dahinter
Das Bündnis „Essen stellt sich quer“, bei dem auch Parteien wie die SPD, die Linke und die Grüne mitwirken, weiß von weiteren für Januar geplanten Corona-Demos. Dies seien jedoch keine offiziell angemeldeten Demonstrationen, sondern privat gehaltene Treffen, die als „Spaziergänge“ getarnt werden. So würden die Organisatoren um eine Anmeldung bei den Behörden herumkommen wollen.
Diese Spaziergänge seien jedoch nichts anderes als Versammlungen, die auch unter das in Deutschland geltende Versammlungsgesetz fällt. Dementsprechend müssten sie auch bei der Versammlungsbehörde angezeigt werden. Doch genau das würden die Veranstalter nicht wollen. Sie würden sich lieber in Telegram-Gruppen verabreden und so die Polizisten „an der Nase herumführen“, so die Organisation.
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Ein paar Fakten über die Stadt Essen:
- geht auf das vor 850 gegründete Frauenstift Essen zurück
- 582.760 Einwohner, neun Stadtbezirke und 50 Stadtteile, viertgrößte Stadt in NRW
- seit 1958 Sitz des neugegründeten Bistums Essen
- Wahrzeichen unter anderen: Zeche Zollverein, Villa Hügel, Grugapark Essen
- war 2010 Kulturhauptstadt Europas und 2017 Grüne Hauptstadt Europas
- Oberbürgermeister ist Thomas Kufen (CDU)
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Die Inspiration dazu käme eindeutig von den Rechten selbsternannten „Bürgerwehren“, die damit bereits einigen Erfolg hätten. Genauso seien diese Gruppen, die gegen die Corona-Maßnahmen auf die Straße gehen wollen, bereits von Rechtsradikalen infiltriert. Die könnten diese Gruppen und Spaziergänge hervorragen dazu nutzen, ihr Gedankengut zu verbreiten und mehr Leute für ihre Sache zu gewinnen. Hier ginge es explizit um das „Unterwandern von Recht und Gesetz, das Aufwiegeln gegen den Staat bis hin zum Fordern eines Staatsstreichs“. Eine Gruppe ist in Essen bereits besonders aktiv und hat die meisten Mitglieder.
Essen: Unangemeldete Corona-Demos im Januar erwartet – DIESES Paar steckt dahinter
„Unbesiegbar“ heißt die größte Querdenker-Gruppe in Essen. Die Telegram-Gruppe hat fast 750 Mitglieder und besteht seit dem 15. November 2021. Die Administratoren „Marky“ und „Goldy“, in echt Mark und Honorata M. aus Haarzopf, organisieren die Treffen. Dem Bündnis sind bereits zwei solcher Spaziergänge der Gruppe bekannt, einer am 28. November an einem Parkplatz in Haarzopf Neue Mitte, ein anderer am 5. Dezember vor dem „Haus des Lernens“ auf einem Feldweg.
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Mit Screenshots aus den Telegram-Chats will das Bündnis beweisen können, dass sich in der Gruppe ebenfalls Mitglieder der rechtradikalen Gruppierung „NRW stellt sich quer“ befinden und dadurch Überschneidungen zwischen den Queerdenkern und Rechten entstehen. Die gruselige Parallele zu ihrem eigenen Namen, dürfte „Essen stellt sich quer“ auch nicht besonders gut gefallen.
Inhaltlich würden hier teils antisemitische Ansichten, Verschwörungsmythen und rassistisches Gedankengut geteilt, bis hin zu nationalsozialistischer Propaganda „am Rande der Holocaustleugnung“.
Auch die AfD würde öffentlich Werbung für diese Spaziergänge machen. Zuletzt tatsächlich am 2. Januar, wie ein Blick auf die Facebook-Seite der AfD Essen offenbart.
Essen stellt sich quer sieht in den Gruppierungen und Spaziergängen eine „gefährliche(n) Mischung aus Verschwörungsmythen, Umsturzfantasien und Anknüpfungspunkten in die extreme Rechte“. Das bereitet dem Bündnis einige Sorgen. Sie vermuten, die Situation könnte sich auch NRW so zuspitzen, wie bei den gewaltbereiten Protesten im Osten. (mbo)